Am 10. September 2025 erscheint der neue Roman von Hanns-Josef Ortheil. Am Abend vorher lädt das Literaturhaus Wuppertal gemeinsam mit dem Luchterhand Literaturverlag zur Premierenlesung in die Historische Stadthalle - moderiert von Denis Scheck. Warum die Stadthalle? Warum Wuppertal? Weil es in Ortheils autobiografischen Roman genau darum geht: um diese Stadt, den Zoo, das Stadion, seine Kindheitsjahre und seine Schulzeit hier. Nicht ohne Grund trägt das Buch den Titel "Schwebebahnen".
Ende der fünfziger Jahre zieht der sechsjährige Josef mit den Eltern von Köln nach Wuppertal in ein Haus, in dem ausschließlich Eisenbahnerfamilien leben. Josef hat Defizite im Lernen und im Umgang mit anderen Menschen, er musste die Volksschule kurzzeitig verlassen, wurde vom Vater zu Hause unterrichtet. In Wuppertal lernt er Mücke kennen, ein fast gleichaltriges Mädchen von gegenüber – und ganz allmählich entsteht eine enge Freundschaft, die Josef hilft, seine Hemmungen zu überwinden. Einen besonderen Halt gibt ihm dabei das Aufschreiben von Geschichten, in denen es um Flüge in Schwebebahnen über die Wupper geht, um Expeditionen mit wilden Tieren im Zoo und um rasante Radrennen auf der Betonbahn im Stadion.
Berührend intensiv erzählt Hanns-Josef Ortheil von einem in sich selbst eingeschlossenen Jungen, der sich langsam öffnet im Erzählen und durch die Fantasie. Zugleich zeichnet er das breit angelegte Panorama einer zutiefst traumatisierten deutschen Nachkriegsgesellschaft, in der die Menschen ein stilles und beschädigtes Leben führen, im Glauben einen schwachen Halt finden und oft nur auf kuriosen Wegen wieder ins Leben finden.
Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und dem Hannelore-Greve-Literaturpreis. Seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt.